Einen Arbeitstag in der Politik erleben

Welche Aufgaben gibt es in der Politik und wie kann man Politikerin beziehungsweise Politiker werden? Die Redakteure von jup! Berlin klären dich auf, wie ein Schülerpraktikum in der Politik abläuft. Sie haben Erfahrungsberichte von Schüler/innen zusammengestellt, die Politiker/innen im Berliner Abgeordnetenhaus für einen Tag begleitet haben.

 

"Die Stimmung war auch nicht so ernst und streng, wie ich gedacht hatte, es wurde sogar gelacht und alle waren sehr freundlich."
 

Anni begleitete June Tomiaks (Bündnis 90/Die Grünen) und konnte gleich in ein aktuelles Thema einsteigen.

Ich wurde in der riesigen Eingangshalle von June Tomiaks Sekretärin empfangen, die mich durch das Gebäude führte und mir zu vielem etwas erklärte. Sie zeigte mir, wo die verschiedenen Fraktionen (Vereinigung von Mitgliedern einer Partei) ihren Sitz und ihren Fraktionssaal haben. Was ich besonders interessant fand, war der Plenarsaal, in dem einmal pro Woche eine Plenarsitzung stattfindet. In dieser versammeln sich dann alle Fraktionen (SPD, CDU, DIE LINKE, BÜNDNIS 90/Die GRÜNE, AFD und FDP), um über Themen zu diskutieren und gemeinsame Kompromisse zu finden. Jede Fraktion hat eine genaue Anzahl an Sitzplätzen und ihr wird ein bestimmter Rang zugeteilt.

Mittags erwartete mich dann June Tomiak und lud mich zum Mittagessen ein. Wir redeten u.a. über die Themen, mit denen sich Die Grünen am meisten beschäftigen. Ein Thema davon ist die Homosexualität. Denn es gibt viele Bereiche, in denen es homosexuelle Menschen schwerer haben und Im Vergleich zu anderen Menschen ungerecht behandelt werden. Das versucht die Partei zu ändern. Weil es schon von klein auf Probleme geben kann, ist die Idee entstanden, einen Club zu gründen,  den dann Kinder und Jugendliche besuchen können und wo ihnen geholfen wird, mit ihrer Sexualität umzugehen und Selbstvertrauen zu gewinnen.

Nach dem Gespräch fand eine Fraktionssitzung statt. Bei dieser wurden die neuen Staatssekretäre gewählt. Außerdem wurden neue Mitarbeiter aufgenommen und manche entlassen. Es dauerte zwar sehr lang, aber ich fand es trotzdem interessant, so etwas einmal mitzuerleben.

 

 

"Eine wunderbare Möglichkeit für junge Leute, die sich für Politik interessieren."
 

Selina entschied sich, ihren Praktikumstag in der Partei „Die Linke“ zu absolvieren um herauszufinden, mit welchen Themen sich die Politik in Berlin beschäftigt. Kristian Ronneburg zeigte ihr den Arbeitsalltag als Politiker.

Der Tag lief folgendermaßen ab: Ich traf mich um 9:30 Uhr mit Herr Ronneburg von den Linken. Wir redeten eine Weile, was mir den Mut gab, Fragen zu stellen und auch sonst offen zu reden.

Zuerst gingen wir dann zusammen zum Petitionsausschuss, wo er mich allen vorstellte und ich von hinten zuhören durfte. Es gab dabei viele Dinge, die ich recht interessant fand, weil ich nicht wusste, dass die Abgeordneten von Parteien sich überhaupt damit beschäftigen, jedoch gab es auch vieles,was mir eher langweilig erschien und ich auch nicht ganz verstand.

Als nächstes zeigte mir Herr Ronneburg das Gebäude und erklärte mir, wer wo sitzt und was die einzelnen Aufgaben sind. Anschließend hatte ich die Ehre, zusammen mit der Vizepräsidentin des Abgeordnetenhauses in den Plenarsaal zu gehen und ich durfte sogar auf dem wichtigsten Stuhl sitzen: dem Stuhl des Präsidenten. Dies fand ich besonders toll und ich konnte davon viel mitnehmen.

Nachdem ich und Herr Ronneburg zu Mittag gegessen hatten, gingen wir zur Fraktionssitzung der Linken. Ich persönlich fand es sehr anstrengend, immer allen zu folgen und auch die Themen schienen eher kompliziert und zum Teil auch nervend zu sein. Sie sprachen meistens über Anträge und bevorstehende Termine.

Direkt im Anschluss folgte die Arbeitskreissitzung der Linken. Da ich schon sehr lange nur saß und zuhörte, wurde es immer anstrengender. Jedoch war es für mich sehr interessant und auch sehr aufregend, dabei zu sein.

Das Fazit des Tages ist, dass ich finde, dass dieses Mini-Praktikum eine wunderbare Möglichkeit für junge Leute ist, die sich für Politik interessieren, aber auch für Schüler, die einfach mal sehen wollen, wie dort alles abläuft. Ich kann mich nur bei Diana Föls und dem ganzen jup! Berlin-Team bedanken, dass ich diese Möglichkeit bekam und so viel lernen konnte.

 

 

"Die da oben sind meistens näher als man denkt."
 

Leonard hat die SPD-Politikerin Bettina König begleitet um einen Einblick in die Politik zu bekommen. Sein Fazit:

Nachdem ich von Bettina Königs wissenschaftlicher Mitarbeiterin im Foyer des Abgeordnetenhauses begrüßt wurde und ein kleines Briefing erhielt, ging es auf der Gästetribüne des Plenarsaals los: In der “Aktuellen Stunde” wurde über den derzeitigen Stand in der Flüchtlingsunterbringung diskutiert. Die verschiedenen Redner*innen der Fraktionen verliehen ihrer Zuversicht, aber auch ihrem Unmut in ihren Redebeiträgen Ausdruck.

Danach ging es an die erste Arbeit für mich: Ich sollte einige Rechercheaufgaben zu Themen erledigen, die sich am vorhergehenden Klausurwochenende der SPD-Fraktion ergeben hatten. Dafür lag der Fokus auf Arbeits- und Migrationspolitik, da Bettina König vor allem in diesen Themen politisch engagiert ist. Dafür wälzte ich Gesetzestexte, Zeitungsartikel und Meinungen von Experten, um eine möglichst ausgewogene Zusammenstellung von Informationen zu erreichen.

In meiner Pause traf ich dann auf Bettina König, die sich dafür extra aus dem Plenarsaal kurz verabschiedete. So erhielt ich die Möglichkeit einige meiner Fragen loszuwerden: “Wie ist das so, Politikerin zu sein? Wie waren die ersten paar Monate im Abgeordnetenhaus? Wie kann man Politik Kindern und Jugendlichen näher bringen?”

Nach diesem netten Gespräch ging es in Bettina Königs Wahlkreisbüro weiter: Die Räume in der Amendestraße 104 waren gerade erst frisch bezogen und die erste Bürgersprechstunde stand noch an. Auch hier war es meine Aufgabe für die Öffentlichkeitsarbeit auf der Website einige Zahlen zur Erhöhung des Hartz IV Regelsatzes herauszufinden. Dafür recherchierte und telefonierte ich ein wenig umher, um am Ende die richtigen Zahlen und Daten zu erhalten.

Nach spannenden und vor allem auch interessanten acht Stunden war dieser kleine Exkurs in die Arbeit einer Berliner Abgeordneten für mich dann aber auch schon beendet. Bleibt mir nur übrig eines zu sagen, dass meiner Meinung nach jede/r Jugendliche es einmal wagen sollte mit Politiker*innen ins Gespräch zu kommen, denn “die da oben” sind meistens näher als man denkt.

 

Weitere Berichte zum Politik-Praktikum und mehr findest du im Jugendmagazin jup! Berlin >



Willst du auch dein Schülerpraktikum in der Politik machen?

Neben dem Berliner Abgeordnetenhaus oder den Landtagen der Bundesländer ist es auch möglich, einen Einblick in die Arbeit des Deutschen Bundestages zu erhalten. Interessierst du dich vor allem für Verwaltungstätigkeiten, kannst du dir mit einer überzeugenden Bewerbung einen der Praktikumsplätze für ein Schülerpraktikum in der Parlamentsverwaltung sichern. Willst du lieber im Büro eines Politikers arbeiten, wende dich direkt an die Fraktion für die du dich interessierst. Die Kontakte findest du auf der Website des Bundestages.

In deinem Schülerpraktikum kannst du dann das Team hinter dem Politiker beziehungsweise der Politikerin kennenlernen und dieses von der Terminkoordination über Recherchen bis hin zum Vorbereiten der Reden unterstützen. Auch kannst du in Ausschusssitzungen und Bundestagsdebatten live dabei sein und weitere Politiker/innen treffen. Kommst du mit ihnen ins Gespräch, findest du bestimmt heraus wie unterschiedlich die Berufswege in die Politik sind.

Wie wird man Politiker/in?

Viele Wege und Berufe können dich in die Politik führen. Es gibt keine direkte Ausbildung mit der du Politikerin oder Politiker werden kannst. Vielmehr kommt es darauf an, dir einen Namen zu machen. Damit kannst du schon heute beginnen, indem du dich aktiv in einer politischen Jugendorganisation  einbringst. Wähle dir dazu eine aus, mit deren politischen Themen und Meinungen du dich identifizierst, zum Beispiel die Jusos, die Junge Union, die Grüne Jugend oder die JuLis von denen du vielleicht schon einmal was gehört hast. Dort kannst du dir mit der Zeit wichtige Fähigkeiten aneignen, die gute Politiker/innen ausmachen:

  • Ein guter Zuhörer und Redner sein
  • Entschlussfähigkeit
  • Fairness
  • Verlässlichkeit
  • Kontaktfreudigkeit
  • Interessen überzeugend vertreten
  • Meinungen diskutieren
  • Kompromisse schließen
  • Kreativ und vernetzt denken um Lösungswege zu erarbeiten und Gesetze zu entwerfen


Das alles kannst du noch viel besser und fundierter wenn du dich in deiner Ausbildung oder in deinem Studium auf ein Fachgebiet spezialisierst, für das du brennst. Du siehst schon, die Frage „Wie wird man Politiker“ ist nicht so einfach zu beantworten – eventuell auch deshalb ein spannender Berufsweg für dich!